Von schwimmenden Inseln, Raeubernestern und dem hoechsten See der Welt
14. November 2010
Nach einem viel zu schnellen Abschied von meiner Lieblingsgefaehrtin auf dem Inka Trail und einer viel zu langen Busfahrt durch die peruanische Nacht erreiche ich das Staedchen Puno am Titikaka See. Es ist sechs Uhr in der Fruehe und die Strassen sind noch fast menchenleer. Nur ein paar halbstarke Jugendliche haengen bereits auf dem Plaza de Armas herum. Wer weiss, das die zu dieser Zeit schon - oder noch - hier her treibt. Die Geschaefte und Cafes sind noch geschlossen. Fehlanzeige also von wegen Fruehstueck in einem netten Laden. Der Peruaner fruehstueckt spaet - und der Backpacker in der Regel wohl noch spaeter...
Ich schlendere also in Richtung Hafen, weil es von hier ab sechs Uhr quasi stuendlich Booten zu den schwimmendne Inseln geben soll. Aber auch hier merke ich die Nebensaison und nahende Regenzeit. Das erste Boot nach Urus hat um 8:20 genuegend Interessenten, um auszulaufen.
Die schwimmenden Inseln selbst sind interessant. Die Bewohner stapeln und verbinden Schilf in rauen Mengen so, dass riesige Foesse entstehen. Die Gesamtzeit von drei Stunden fuer so einen Besuch ist jedoch sehr grosszuegig bemessen. Und so liege ich auf den Schilfinseln in der Sonne und nicke nach dem wenigen Schlaf im Bus immer wieder ein. Dass ich mir hierbei mal wieder einen Sonnenbrand hole merke ich erst spaeter.
Nach dem Mittagessen fahre ich mit einem ominoesen Backpackerbus weiter den See entlang in Richtung Bolivien. Wir erreichen das Grenzkaff und halten vor dem Schlagbaum von unserem Busbegleiter werden wir aufgefordert in der Wechselstube direkt vor unserer Bustuer peruanische Sol in bolivianische Bolivianos und darueber hinaus moeglichst noch ein Buendel Dollar zu tauschen. Die meissten Traveler kommen dieser Aufforderung nach. Ich selbst gehe zwei Haeuser weiter, wo es sogar einen Briefkasten fuer meine peruanischen Postkarten hat.
Der Grenzgang ist wie in Lateinamerika ueblich buerokratisch, aber dank meines europaeischen Reisepasses unproblematisch. Abmelden bei den Peruanern, dann zu Fuss durch's Niemandsland und anmelden bei den Bolivianern. Und wieder zwei Stempel mehr im Pass...
Endlich geht es weiter in das Raeubernest Copacabana, das rein garnichts mit dem bekannten Strand gemein hat - vom Namen einmal abgesehen.
Es ist ein Fischerdorf gone Touri Durchgangskreuz.
In meinem Hotel weiss man nichts von meiner Reservierung, aber im Nachbarhotel haben sie ein sehr schoenes Zimmer fuer mich und - dank Verzicht auf Eintrag im Gaestebuch - auch recht guenstig.
15. November 2010
Ich moechte mir vor meiner Weiterreise am folgenden Tag noch die Isla del Sol anschauen. Dummerweise kommen beide Boote auf die Insel erst abends wieder und mein Bus geht bereits um 13:30. So bleibt mir nichts anderes als den Aufenthalt hier als Reibungsverlust durch Selbstorganisation abzuschreiben und schaue mich noch so ein wenig im Oertchen um.
Die Kirch hat - trotz der bitteren Armut hier - einen gigantischen Hochaltar, barrock geschnitzt bis unter die Decke, vollstaendig vergoldet. Es verschlaegt mir schier die Sprache. Alles ist ueppigst mit duftenden Lilien in weiss und blau geschmueckt. Ich frage zwei alte Frauen, die neben mir den Bank sitzen, was es mit den Blumen auf sich habe. Morgen sein ein grosser Feiertag im Ort mit Prozession der heiligen Jungfrau hinunter zum See und Rundfahrt ueber's Wasser.
Zu dumm, dass ich bereits heute weiter fahre.
Vor der Kirche sind unzaehlige Staende mir allen moeglichen religioesen Artefakten, von Kerzen ueber Kruzifixe aller Art bis hin zu zahlreichen Marienstatuen in Silberimitat. Die Kette mit dem Inkaanhaenger, die ich mir nach dem Trek und Machu Picchu in Aguas Calientes gekauft habe, habe ich bereits verloren. Der duenne Faden hat meinem Leben hier nicht lange Stand gehalten. Ich kaufe mir eine einfache Ledekette mit einem kleinen Kreuz, dann steige ich den Pilgerweg mit den 12 Stationen der Leiden Christi hinauf. Ober angekommen finde ich ebenfalls zahlreiche Staende. Hier werden jedoch keine Marienbilder verkauft sondern Plastikautos in allen Formen, Modellhaeuser, Buendel von Spielgeld und jede Menge Bier.
Die Pilger kaufen diese Dinge, arangieren sie mehr oder weniger liebevoll auf wie Graeber anmutenden Parzellchen und begiessen dann alles mit Bier, bevor sie den Rest ausgelassen selbst trinken. Die katholischen Pilger bitten so Mamapancha um ihren Segen fuer's Auto, Haus oder Wohlstand der Familie.
Das Opfern von Bier fuer Mamapancha nimmt teilweise die Form von Champagnerdusche bei der Formel1 Siegerehrung an. Aber alle sind alkoholisiert ausgelassen und nehmen die Einbeziehung in die Furbtte gelassen.
Schliesslich geht mein Bus nach La Paz.
Wir rumpeln erneut in einem ominoesen Backpackerbus den See entlang, ueber Berghoehen und entlang von Feldern, die von zahlreichen Menschen mit Harken bestellt werden.
Wir muessen ueber eine Wasserenge des Sees uebersetzen. Der Bus wird auf abenteuerliche Holzbarkassen verladen, die es was von Landungsboot der Alleierten in der Normandie haben. Ohne Kiel oder Tiefgang schaukeln die Floesse mit Bussem, Lastern und Autos ueber das rauhe Wasser des Titikaka. Ich bin froh, dass wir aus Sicherheitsgruenden in kleine Boote mit Aussenborder umsteigen muessen. Aber auch hier frage ich mich, wie man beim Kentern des Boots wohl am besten die duenne Scheibe eintritt, um in's Freie zu gelangen - und wie lange man wohl im eiskalten Wasser des Sees schwimmen kann, bevor einen in 3.800m Hoehe die Kraft verlaesst.
Aber wir erreichen unversehrt das andere Ufer, und auch unser Bus schafft die schaukelige Ueberfahrt unbeschadet.
Wir setzen unsere Reise nach La Paz fort.
Endlich kommen wir an die Auslaeufer der Hauptstadt Boliviens und beginnen die Abfahrt entlange den Steilwaenden des Kessels, im dem La Paz liegt. Die unzaehligen unverputzten Haeuser, chaotisch ueber- und aneinander gebaut erinnert mich an das Loch von Isengard im Herr der Ringe, wo die ueberfiesen Uruk-hai gezuechtet werden.
Ein wahnsinniges Molloch, voller Menschen, Verkehr, Markt, Gewuehl und Gestank.
Ich nehme ein Taxi vom Busbahnhof zu meinem Hotel.
Ein paar Haeuser weiter finde ich eine Agentur, die quasi taeglich Besteigungen des beliebtesten 6.000er anbietet. Eine solche Besteigung wollte ich schon die ganze Zeit mit in meine Reise einbauen, war mir aber nie ganz klar, wo und wie.
Ich buche fuer den folgenden Morgen eine zwei Tages Tour zur Besteigung des Huayna Potosie, der mit seinen 6.088m zu einem der leichtesten 6.000ern gehoert.
Ich hoffe meine rund 10 Tage in Hoehen von 3.500 - 4.200m reichen an Aklimatisation fuer ein solches Unterfangen.
Nach einem viel zu schnellen Abschied von meiner Lieblingsgefaehrtin auf dem Inka Trail und einer viel zu langen Busfahrt durch die peruanische Nacht erreiche ich das Staedchen Puno am Titikaka See. Es ist sechs Uhr in der Fruehe und die Strassen sind noch fast menchenleer. Nur ein paar halbstarke Jugendliche haengen bereits auf dem Plaza de Armas herum. Wer weiss, das die zu dieser Zeit schon - oder noch - hier her treibt. Die Geschaefte und Cafes sind noch geschlossen. Fehlanzeige also von wegen Fruehstueck in einem netten Laden. Der Peruaner fruehstueckt spaet - und der Backpacker in der Regel wohl noch spaeter...
Ich schlendere also in Richtung Hafen, weil es von hier ab sechs Uhr quasi stuendlich Booten zu den schwimmendne Inseln geben soll. Aber auch hier merke ich die Nebensaison und nahende Regenzeit. Das erste Boot nach Urus hat um 8:20 genuegend Interessenten, um auszulaufen.
Die schwimmenden Inseln selbst sind interessant. Die Bewohner stapeln und verbinden Schilf in rauen Mengen so, dass riesige Foesse entstehen. Die Gesamtzeit von drei Stunden fuer so einen Besuch ist jedoch sehr grosszuegig bemessen. Und so liege ich auf den Schilfinseln in der Sonne und nicke nach dem wenigen Schlaf im Bus immer wieder ein. Dass ich mir hierbei mal wieder einen Sonnenbrand hole merke ich erst spaeter.
Nach dem Mittagessen fahre ich mit einem ominoesen Backpackerbus weiter den See entlang in Richtung Bolivien. Wir erreichen das Grenzkaff und halten vor dem Schlagbaum von unserem Busbegleiter werden wir aufgefordert in der Wechselstube direkt vor unserer Bustuer peruanische Sol in bolivianische Bolivianos und darueber hinaus moeglichst noch ein Buendel Dollar zu tauschen. Die meissten Traveler kommen dieser Aufforderung nach. Ich selbst gehe zwei Haeuser weiter, wo es sogar einen Briefkasten fuer meine peruanischen Postkarten hat.
Der Grenzgang ist wie in Lateinamerika ueblich buerokratisch, aber dank meines europaeischen Reisepasses unproblematisch. Abmelden bei den Peruanern, dann zu Fuss durch's Niemandsland und anmelden bei den Bolivianern. Und wieder zwei Stempel mehr im Pass...
Endlich geht es weiter in das Raeubernest Copacabana, das rein garnichts mit dem bekannten Strand gemein hat - vom Namen einmal abgesehen.
Es ist ein Fischerdorf gone Touri Durchgangskreuz.
In meinem Hotel weiss man nichts von meiner Reservierung, aber im Nachbarhotel haben sie ein sehr schoenes Zimmer fuer mich und - dank Verzicht auf Eintrag im Gaestebuch - auch recht guenstig.
15. November 2010
Ich moechte mir vor meiner Weiterreise am folgenden Tag noch die Isla del Sol anschauen. Dummerweise kommen beide Boote auf die Insel erst abends wieder und mein Bus geht bereits um 13:30. So bleibt mir nichts anderes als den Aufenthalt hier als Reibungsverlust durch Selbstorganisation abzuschreiben und schaue mich noch so ein wenig im Oertchen um.
Die Kirch hat - trotz der bitteren Armut hier - einen gigantischen Hochaltar, barrock geschnitzt bis unter die Decke, vollstaendig vergoldet. Es verschlaegt mir schier die Sprache. Alles ist ueppigst mit duftenden Lilien in weiss und blau geschmueckt. Ich frage zwei alte Frauen, die neben mir den Bank sitzen, was es mit den Blumen auf sich habe. Morgen sein ein grosser Feiertag im Ort mit Prozession der heiligen Jungfrau hinunter zum See und Rundfahrt ueber's Wasser.
Zu dumm, dass ich bereits heute weiter fahre.
Vor der Kirche sind unzaehlige Staende mir allen moeglichen religioesen Artefakten, von Kerzen ueber Kruzifixe aller Art bis hin zu zahlreichen Marienstatuen in Silberimitat. Die Kette mit dem Inkaanhaenger, die ich mir nach dem Trek und Machu Picchu in Aguas Calientes gekauft habe, habe ich bereits verloren. Der duenne Faden hat meinem Leben hier nicht lange Stand gehalten. Ich kaufe mir eine einfache Ledekette mit einem kleinen Kreuz, dann steige ich den Pilgerweg mit den 12 Stationen der Leiden Christi hinauf. Ober angekommen finde ich ebenfalls zahlreiche Staende. Hier werden jedoch keine Marienbilder verkauft sondern Plastikautos in allen Formen, Modellhaeuser, Buendel von Spielgeld und jede Menge Bier.
Die Pilger kaufen diese Dinge, arangieren sie mehr oder weniger liebevoll auf wie Graeber anmutenden Parzellchen und begiessen dann alles mit Bier, bevor sie den Rest ausgelassen selbst trinken. Die katholischen Pilger bitten so Mamapancha um ihren Segen fuer's Auto, Haus oder Wohlstand der Familie.
Das Opfern von Bier fuer Mamapancha nimmt teilweise die Form von Champagnerdusche bei der Formel1 Siegerehrung an. Aber alle sind alkoholisiert ausgelassen und nehmen die Einbeziehung in die Furbtte gelassen.
Schliesslich geht mein Bus nach La Paz.
Wir rumpeln erneut in einem ominoesen Backpackerbus den See entlang, ueber Berghoehen und entlang von Feldern, die von zahlreichen Menschen mit Harken bestellt werden.
Wir muessen ueber eine Wasserenge des Sees uebersetzen. Der Bus wird auf abenteuerliche Holzbarkassen verladen, die es was von Landungsboot der Alleierten in der Normandie haben. Ohne Kiel oder Tiefgang schaukeln die Floesse mit Bussem, Lastern und Autos ueber das rauhe Wasser des Titikaka. Ich bin froh, dass wir aus Sicherheitsgruenden in kleine Boote mit Aussenborder umsteigen muessen. Aber auch hier frage ich mich, wie man beim Kentern des Boots wohl am besten die duenne Scheibe eintritt, um in's Freie zu gelangen - und wie lange man wohl im eiskalten Wasser des Sees schwimmen kann, bevor einen in 3.800m Hoehe die Kraft verlaesst.
Aber wir erreichen unversehrt das andere Ufer, und auch unser Bus schafft die schaukelige Ueberfahrt unbeschadet.
Wir setzen unsere Reise nach La Paz fort.
Endlich kommen wir an die Auslaeufer der Hauptstadt Boliviens und beginnen die Abfahrt entlange den Steilwaenden des Kessels, im dem La Paz liegt. Die unzaehligen unverputzten Haeuser, chaotisch ueber- und aneinander gebaut erinnert mich an das Loch von Isengard im Herr der Ringe, wo die ueberfiesen Uruk-hai gezuechtet werden.
Ein wahnsinniges Molloch, voller Menschen, Verkehr, Markt, Gewuehl und Gestank.
Ich nehme ein Taxi vom Busbahnhof zu meinem Hotel.
Ein paar Haeuser weiter finde ich eine Agentur, die quasi taeglich Besteigungen des beliebtesten 6.000er anbietet. Eine solche Besteigung wollte ich schon die ganze Zeit mit in meine Reise einbauen, war mir aber nie ganz klar, wo und wie.
Ich buche fuer den folgenden Morgen eine zwei Tages Tour zur Besteigung des Huayna Potosie, der mit seinen 6.088m zu einem der leichtesten 6.000ern gehoert.
Ich hoffe meine rund 10 Tage in Hoehen von 3.500 - 4.200m reichen an Aklimatisation fuer ein solches Unterfangen.
2 Comments:
Excellente Berichte, hat Spaß gemacht, alles nachzuvollziehen. Tolle Erlebnisse und gute Entscheidungen!!!
Werde morgen auch ein bisschen posten.
LG und OX Momydad
... sind ja inzwischen wieder zurück von unserem Karibik-Dampfer, können jetzt also noch besser den Berichten folgen. - Toll !!!!
Das Reisen des Backpackers ist ja ein bisschen verrückt - immer wieder in der Nacht unterwegs. Und dann soll er am Tag richtig wach sein für all' das, was es dann zu sehen und erleben gibt. Irgendwie auch ein bisschen beknackt.
Das Bieropfer ist ja sehr großzügig, es bedarf wohl schon einigen Glaubens und auch einiger Willensstärke, mit dem Opferbier nicht die eigene staubige und trockene Kehle zu pflegen.
Hast Du auch geopfert? Nein? Und trotzdem sicher und wohlbehalten mit der vorsintflutmäßigen Fähre über den See gekommen?!
Weiterhin tolle Erlebnisse!
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