Freitag, 7. Dezember 2007

Volcano Villarrica

6:30, der Wecker geht. Es ist kalt in unserem Zimmer, aber es hilft nichts. Durch das Fenster faellt bereits das graublaue Licht des fruehen morgens. Und als ich nach draussen blicke sehe ich ihn, unser Ziel fuer den heutigen Tag: Den Volcano Villarrica. Majestaetisch erhebt er sich ueber die umliegenden Huegel und sein schneebedeckter Gipfel leuchtet im blauen Himmel. Und wie zum Zeichen, dass auch er schon wach ist, schlaengelt sich eine weisse Rauchfahne von seinem Krater hinauf.

Wortlos ziehen wir uns an, packen unsere Sachen zusammen und nach einem kleinen Fruehstueck geht es los. Unsere Gruppe besteht aus sechs Travelern, einem Schweizer, einem Australier, zwei Franzoesinnen und uns beiden. Unsere beiden Fuehrer Oscar und Marcus fahren mit uns im Minibus zum Fuss des Bergs von wo der Aufstieg beginnt.
Frohen Mutes und guter Stimmung machen wir uns auf den Weg und muessen uns fast dazu zwingen langsam, mit stetigem Thempo zu gehen.
Der Himmel ist strahlend blau und die Sonne brennt schon jetzt kraeftig auf uns hernieder. Beim ersten Stop ziehne wir unsere Jacken aus und schmieren uns noch einmal kraeftig mit Sunblocker ein. Dann geht es weiter.

Schon bald zeigt sich, dass es gut ist zwei Fuehrer zu haben. Die beiden Franzoesinnen finden zu ihrem eigenen Tempo und fallen mit Marcus weit zurueck. Aber auch Justin, der Australier tut sich schwer Schritt zu halten.
An der Bergstation des letzten Sessellifts machen wir Fruehstueckspause. Das "Basislager" wimmelt von Travelern und Einheimlischen, die den Aufstieg an diesem Tag mach wollen. Morgen soll das Wetter kippen und es ist starker Regen vorhergesagt.
Justin bleibt am Rastplatz und wartet auf unsere zweite Gruppe. Oscar, Stefan, Niko und ich machen uns an den Aufstieg.
Von hier aus geht es in Serpentinen ein offenes Schneefeld hinauf. Wir fuehren Eisaexte, verzichten aber auch Steigeisen, weil der Schnee doch noch weich genug fuer unsere harten Stiefel ist. Wir versuchen unser Tempo zu finden und den richtigen Mix aus Geschwindigkeit und Schrittweite. Ich probiere was weniger anstrengend ist, die kleinen Schritte im Schnee zu nutzen oder meine eigene Weite zu gehen und jeden Schritt einzeln zu setzen.
Wir sprechen nichts mehr und konzentrieren und nur auf den naechsten Schritt. Einer nach dem anderen bis zur naechsten Kehre. Als ein Tourengeher auf Skier an uns vorbei kommt haelt unser Guide kurz an und unterhaelt sich mit dem Mann. Er ist vielleicht 60, scherzt mit Oscar und laeuft dann weiter. Wir setzen uns wieder in Bewegung und muessen ernuechtert feststellen, wie der Tourengeher seinen Vorsprung immer weiter ausbaut. Es ist schwer wieder in den richtigen Trott zu kommen. Meine Beine brennen, und meine Waden zucken von der Belastung immer wieder mit den Zehen Halt zu finden.
An einer Stelle, den der blaues Gletschereise zum Vorschein kommt, passieren wir eine grosse Gruppe bei der Rast, um selbst 100 Hoehenmeter weiter oben eine Pause einzulegen. Wir sind jetzt auf 2.400m nur noch 400m vom Kraterrand entfernt. Oscar meint, in 1:20h seien wir da. Der Gedanke ist zugleich Ansporn und niederschmetternd.
Von unserer zweiten Gruppe ist nichts zu sehen und Oscar ruft ueber Funkgeraet den anderen Fuehrer Marcus.
Als die grosse Gruppe, die wir vor einer halben Stunde passierten fasst zu uns aufgeschlossen hat, setzen wir unseren Aufstieg fort. Es ist unendlich schwer, die mueden Beine wieder in Bewegung zu bringen und wieder in den gleichfoermigen Rythmus zu finden, der einen wie im Trance vorwaerts traegt. Wir kaempfen uns ueber eine Kante und stehen nun dem letzten Anstieg gegenueber. Es ist kalt, der Wind schneidet uns ins Gesicht als wir die letzten Meter in Angriff nehmen. Als der grauschwarze Schnee Geroell aus Tuff und Lava weicht wissen wir, dass es nicht mehr weit ist.
Und dann stehen wir oben, am Kraterrand, um uns herum dampft es. Mit letztem Atem stosse ich einen Freudenschrei aus, aber er wird kaum erwidert.


Nach einer kurzen Rast legen wir unseren Atemschutz an und erkunden den Kraterrand.
Ueberall dampft es, die Felsen sind gelb von Schwefelablagerungen. Ohne Maske beisst der Dampf in Nase und Rachen, an den Rand kann man nur mit Atemschutz gehen. Wir schiessen ein paar Bilder von der atemberaubenden Aussicht. In der Ferne ist der Vulkan Lanin in Argentinien zu sehen.


Nach einer ausgiebrigen Brotzeit machen wir uns auf den Rueckweg. Wir haben fast fuenf Stunden hinauf gebraucht, und das Wetter ist bereits am Kippen. Decke Wolken ziehen das Tal hinauf und verhuellen bereits Teile des tieferliegenden Terrain, das wir auf unserem Abstieg durchquerren muessen.
Der Abstieg braucht deutlich weniger Kraft, aber immer wenn man sich hiervon zu einem Moment der Unachtsamkeit verfuehren laesst gleitet man leicht aus und muss eine Axt benutzen um wieder Halt zu finden und aufzustehen.
Endlich kommen wir an einen weiten Hang, in den bereits Rinnen in den Schnee gezogne sind, die schnurstracks nach unten fuehren. Wir legen Arschleder an, mit Gurten an Huefte und Beinen fixiert und rutschen dann auf dem so geschuetzten Hosenboden den Hang hinunter. Ploetzlich sind wieder alle Lebensgeister in uns. Solche Passagen nehmen wir derer vier oder fuenf bis wir das letzte Stueck zu Fuss zuruck zu unserem Van gehen muessen.


Muede und ausgepowert erreichen wir unseren Bus, aber beseelt von dem Rausch des Gipfels und unserem erfolgreichen Gang.

nach unserer Rueckkehr ins Hostal trinken wir noch alle gemeinsam mit unseren Fuehrern ein Bier. Dann gehen wir duschen.
Spater gehen tanken wir mit zwei saftigen Steaks neue Kraft bevor wir dann totmuede ins Bett fallen.

5 Comments:

Anonymous Anonym said...

Wahnsinn ... was für ein Aufstieg, was für ein Erlebnis !!!
Herzlichen Glückwunsch Euch beiden zu dieser Leistung. Ihr seid nicht nur über zweitausend Höhenmeter aufgestiegen, ihr habt auch Euren inneren Schweinehund -sprich Bequemlichkeit- überwunden und das Ding durchgezogen. War bestimmt ein tolles Gefühl oben - und ein prächtiger Blick rundum. Und dann auch noch so eine schöne Rutschpartie beim Abstieg.
Hoffentlich regnet es sich jetzt nicht zu sehr dort auf Chiloe ein ... das scheint ein böses Wetterloch zu sein ...
Falls Ihr morgen nicht wisst wohin ... Bariloche in Arg ist nicht sooo weit, und ein bisschen Bergwandern kann man von dort aus auch.
Und was macht der Muskelkater: den kann man übrigens auch mit CERVEZA bekämpfen; aber innerlich - nicht einreiben!
Weiterhin solch tolle Erlebnisse!!!

1:51 PM  
Blogger Unknown said...

Zum letzten Bild:
Junge, Junge, was sind das fuer Kavenzmaenner.... nicht die Kerle, die Steaks!...

7:18 AM  
Blogger Unknown said...

Nyepi in Germany, 5 minutes switch off to save the climate. See my blog.

7:48 AM  
Anonymous Anonym said...

Jan, hab' Dir betr. Laptop gerade eine email geschickt ... guck' mal in Dein Postfach!

12:07 PM  
Anonymous Anonym said...

Herzlichen Glückwunsch ihr beiden! Da müßt ihr ganz schon tapfer & hartnäckig gewesen sein. Ist sicherlich ein tolles Erlebnis, wenn man nach stundenlangem Aufstieg seinem Ziel endlich in die "Augen schauen" kann.

Wo finde ich noch mehr Bilder?

5:16 PM  

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