Samstag, 6. November 2010

Das Land der Vulkane liegt hoch!

5. November 2010
In unsere Luxusliner rumpeln wir durch die Nacht. Ich schlafe, aber nie wirklich tief. Wir werden von gleissender Sonne geweckt, die durch die Schlitze zwischen den Vorhaengen scheint.
Wir erreichen die Stadt Arequipa in den Morgenstunden, aber am Busbahnhof ist schon geshaeftiges Treiben. Im Gewuehl kaufe ich mein Ticket fuer die Weiterfahr in´s Land der Vulkane und nehme ein Taxi in die Stadt. Der obligatorische Plaza de Armas schlaegt Lima um Laengen. Die Kathedrale erstreckt sich ueber den gesammten Block und an den anderen drei Seiten des von Palmen und Gaerten geschmueckten Platzes finden sich reichverzierte Bauten aus der Kolonialzeit. Ich steige zu einem der vielen Restaurants auf der Gallerie empor und bestelle mir Fruehstueck.


Den groessten Teil des Vormittags verbringe ich damit, mir das Monestario Santa Catalina anzuschauen. Einst ein Kloster fuer die Toechter wirklich reicher Familien ist der groesste Teil heute als Museum hergerichtet. Ich wandle durch die Gassen der riesigen Anlage und mache das erste mal wirklich viele Bilder.
Und das erste mal tut es mir leid, dass ich nicht mehr Zeit in dieser Stadt verbringen kann. Aber in ein paar Tagen muss ich in Cuzco sein und es gibt noch einiges zu sehen auf dem Weg dorthin.


Am fruehen Nachmittag fahre ich weiter in´s peruanische Hochland. Von Arequipa auf 2.300m Hoehe windet sich die Strasse steil bergauf. Der Bus stoehnt und der Motor kreischt wenn der Fahrer nach engen Kurven einen vorausfahrenden Lastwagen ueberholt. Ich vertraue auf ihr Urteil und meinen Schutzengel fuer diese Reise und alles geht gut. Endlich erreichen wir ein Hochplateau auf rund 4.000m Hoehe. Die Luft ist merklich duenner und als ich das Fenster einen Spalt oeffne, weht mir ueberraschend kalte Luft entgegen.
Wir fahren vorbei an einer grandiosen Oede aus kleinen Grasbuschen und Steinen bis weit in der Ferne hohe Berge die Sicht versperren. Das also sind die Vulkane mit teils ueber 6.000m hohen Gipfeln. Selbst von unserer Ebene auf 4.000m heben sie sich noch majestaetisch gern Himmel.
Wir kommen ueber den Pass auf 4.600m und endlich geht die Fahrt wieder bergab.
Wir fahren vorbei an Herden aus grasenden Alpacas. Die Sonne steht schon flach am Himmel und taucht die Berge rings um uns in leuchtenes orange. Das spaete Steiflicht laesst jeden Stein zum Kontrast der Landschaft werden.
Wir erreichen das Oertchen Chivay, das auf 3.600m gelegen fuer heute mein Ziel ist.
Ich suche mir ein Quartier fuer die Nacht in einem kleinen Hostal direkt am zentralen Platz. Ich bin gefuehlt der einzige Tourist, aber bei meinem Rundgang durch den Ort sehe ich noch vereinzelte andere Reisende.

Morgen will ich mich frueh zu einem Aussichtspunkt aufmachen, um dort Condore zu sehen, die im Aufwind der steilen Klippen den Cañón del Colca kreisen sollen.
Ich bin gespannt, ob sich diese aussergewoehnlichen Tiere zeigen werden.
Fuer heute schliesse ich meinen Bericht. Ich bin muede von der kurzen Nacht, der unerbittlichen Sonne und der ungewohnten Hoehe.

Donnerstag, 4. November 2010

Die mysterioesen Linien von Nazca

4. November 2010
Acht Stunden suedlich von Lima liegt das kleine Oertchen Nazca. Wohl kaum erwaehnenswert, haette man irgendwann eigenartige Lienien im Wuestenboden entdeckt.
Nur aus der Luft wirklich zu erkennen, ziehen sich hier hunderte Linien zum Teil Kilometer lang schnur gerade aus durch den Boden.
Aber wirklich beeindruckend sind die teils riesengrossen Figuren, die so vor weit uber 2000 Jahren in den Boden gescharrt wurden.

Wir fahren in unserem rumpeligen Taxi hinaus zum Flugplatz. Nach einer Sicherheitskontrolle wie in Frankfurt besteigen wir unsere Cessna. Der Motor roehrt auf und wir wollen zur Startbahn. Nach kurzem Austausch mit dem Tower haben wir Startfreigabe. Die Beschleunigung des ohrenbetaeubenden Motors presst uns in die Sitze, unbekannt bei fliegenden Kinosaelen von Airbus und Boeing. Wir steigen steil und drehen ein in Richtung der Linien.

Es ist ein wundervoller Tag ueber der Wueste. Blauer Himmel und gleissende Sonne. Und dann sagt unser Pilot die erste Figur an. Wir legen uns steil in die Kurve und unter der Fluegelspitze taucht tatsaechlich das Bild eines Kolibris auf, wie von einem gigantischen Bleistift in den Steinigen Wuestenboden geritzt.
Eine weitere Kurve und wir sehen eine Figur gleich einem Astrpnaut der Neuzeit in den rostbraunen Bergruecken gekratzt.
Was haben diese eigenartigen Soepfungen nur zu bedeuten? Sind es Ergebnisse ritueller Kulthandlungen? Eine Art praehistorischer Kalender? Bilder laegst vergangener Sternbilder oder Huldigung Besucher fremder Welten?
Unblaublich, mit welcher Praezision die Schoepfer dieser Werke rund 500 Jahre vor Christi Geburt arbeiten konnten ohne das Ergebnis auch nur einmal selbst aus der Luft betrachten zu koennen.
Sie wussten nur, was sie da schufen, Das allein war ihnen Wert genug.

Mehr auf Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Nazca-Linien

Die Wueste lebt

3. November 2010
In den Katakomben von Lima haben sie gesagt, dass die Menschen hier ohne Saerge begraben wurden, weil Holz knapp war, keine Baeume, aus denen man Bretter fuer Saerge haette saegen koennen. Das Holz fuer die groessen Altare in der Kathedrale Limas wurde extra aus Nicaragua beigeschafft. Der Weg aus dem Amazonas ueber die Anden war wohl zu beschwerlich.

In unserem Luxusbus von Cruz del Sur schaukeln wir durch den dichten Verkehr aus Lima hinaus. Es geht vorbei an Baracken aller Art. Die aus den Flachdaechern ragende Anschlussbewehrung zeigt vom stillen Optimismus der Bewohner Ihre Behausung irgendwann noch weiter aufzustocken.
Dann verlieren sich die Huetten und wir gleiten vorbei an nicht enden wollenden Sandduenen auf der einen Seite und dem blau glietzernen Pazifik auf der anderen.
Und es ist wahr.
Nicht ein einziger Baum weit und breit. Mehr noch. Nichteinmal Buschwerk ist zu sehen. Ich erwarte in der Ferne die tausende Meter hohen Anden zu sehen. Doch hinter den Sandbergen sind nur noch hohere Sandberge, soweit das Auge reicht.

Wir bekommen Mittagessen serviert waehrend wir ueber die frisch ausgebaute Autobahn gen Sueden gleiten. Am Strassenrand eine Reklametafel an der anderen. Bis zur weiten Biegung der Strasse und mehr dahinter.
Allein, niemand glaubt hier seine Zielgruppe zu erreichen. Und so bleiben die Gerippe aus Stahl leer. Bis zur weiten Biegung der Strasse und dahinter.

Mittwoch, 3. November 2010

Lima schlaegt sogar Manhattan

2. November 2010
Absoluter Wahnsinn! - Das haette ich mir nie traeumen lassen.
Hier ist an jeder zweiten Ecke eine Bank. Nicht gelogen. Und nach Feierabend stehen sie bis auf die Strasse um die Ecke rum. ¿Warum? ¡No lo sé!
Selbst in Lower Manhattan gibt es weniger Banken als hier.
Dafuer gibt die Stadt sonst nicht arg viel her.
Jaja, Plaza de Armas ganz nett. Kasperltheater beim Wachwechsel vor dem Praesidetenpalast. Die Kathedrale ist ihnen schon X-mal eingekracht. Soviel zum Thema "damals wusste man halt zu bauen". Jetzt bsteht die tragende Konstruktion aus Holz und ist nur so verkleiet, als waeren es meterdicke, massige Steinpfeilen. Und auch die neigen sich unter dem Bogenschub schon dramatisch nach aussen. Also ich denke, beim naechsten Beben groesser Staerke 5 sind ist sie mal wieder faellig!
Aber nen mords Stapel Schaedel von ihren Bischaefen haben sie (man wuere meinen, die bekaemen eine etwas ehrenvollere letzte Ruhestaette)!

Eine der Attraktionen, wenn man so will, sind die Kathakomben unter der Kirche von Santo Domingo. Im damals einzigen kostenlosen Friedhof Limas wurden im Laufe der Zeit 27.000 Mencshen beigesetzt. Dabei wurden sie erst zu jeweils neunt (!) in vier Meter tiefen Gruben begraben, um bis auf die Knochen zu verrotten. Nach einigen Monaten wurden die Reste dann exhumiert und in grosse unterirdischen Schaechte geschmissen. Die Oberschenkel waren die Knochen mit der groessten Wahrscheinlichkeit des unversehrten Erhalts (welcher Schaedel oder Beckenknochen haelt schon einen Fall aus 10m Hoehe aus?). Forscher haben diese Massengraeber jetzt ausgehoben, die knochen sortiert und gezaehlt. Nur deshalb weiss man von den rund 27.000.

Lustige Weihnachtskrippen haben sie hier auch im Angebot.
Ich sehe schon, das wird eine interessante Reise!

Dienstag, 2. November 2010

Mitternachtssonne ueber Lima

1. November 2010
Fuenf Uhr morgens, mein Wecker klingelt.
Ich quaele mich aus dem Bett. Heute gibt es nicht vier mal die Schlummertaste.
Wenigstens heisses Wasser in der Dusche.
Ich stehe an der S-Bahn Halte und warte auf den Zug zum Flugahfen. Es ist kalt.
Check in dauert, aber endlich bin ich meinen Rucksack los. Mal sehen, ob er es auch mit mir bis nach Lima schafft.
Der Flug nach Madrid ist schnell vorbei. Ich verschlafe das meisste. Dann ist endlich auch der Layover durch nd wir steigen in die Maschine nach Lima.
Pushback mit nur leichter Verspaetung. Voellig untypisch fuer Iberia.
Ich schlafe wieder eine Rund, lese, schlafe mehr, lese, esse, schiele mit einem Auge auf den Film. Ohne Ton, die Kopfhoererbuchse ist kaputt.
8 Stunden liegen hinter, 3 noch vor mir.
Meine Beine tun mir weh. Ich lese mehr, doese wieder eine Rund.
Dann beginnen wir mit dem Sinkflug.
Mein Hoehenmesser zeigt noch 160m an. Ich schaue aus dem Fenster. Irgendwie sieht es eher nach 1600m aus.
Wir ueberqueren die Anden. Majestetisch ragen sie aus der Wolkenschicht heraus.
Schneebedeckte Gipfel in einem Meer aus Zuckerwatte.
Wir sind dem Ziel schon ganz nah, fliegen nur noch knapp ueber den Wolken.
Meine Uhr zeigt kurz nach Mitternacht an.
Wir fliegen geradewegs in die untergehende Sonne.
Die Berge erstrahlen in feurigem orage, gluehen in der untergehenden Sonne.
Die Wolken ein Meer aus rot und violett.
Wir fliegen eine Kurve und drehen in den Lima Approach ein. Noch einmal schickt der Feuerball am Horizont seine letzten Strahlen in unsere Richtung. Dann verschwindet er hinter dem Ende des Ozeans.
Wir landen im Dunkel.
Ich bin am Ziel, dem Beginn meiner Reise.
Und auch mein Rucksack hat es geschafft. Voellig untypisch fuer Iberia, aber ein gutes Zeichen.