Samstag, 8. Dezember 2007

Taufe in Achao auf Chiloe

In stroemendem Regen haben wir morgens um 7:30 Pucon verlassen, die Strassen noch menschenleer, im Bus nur Traveler. Kein Chilene ist um diese Uhrzeit wach oder gar
unterwegs mit dem Bus.
Wir erreichen das Hafenstaedchen Puerto Montt, ein wild zusammengewuerfelter Haufen
Haeuser ohne Charme. Man merkt sofort, es ist seit ewigen Zeiten nur
Durchgangsstation in den Sueden bzw. das Landesinnere.
Mit dem Bus von Cruz del Sur fahren wir weiter, setzen mit einer der Faehren ueber
auf die Insel Chiloe und erreichen gegen Abend die Stadt Castro. Der Besitzer eines netten kleinen Hostals spricht uns am Bus an. Ganz anders als in Asien allerdings sind die Menschen hier jedoch nicht im Geringsten aufdringlich und lassen einen hoeflich sofort in Frieden, wenn man ihnen dankend ablehnt. Wir entschliessen uns jedoch noch einmal nachzufragen und quartieren uns schliesslich bei ihm ein.

Am kommenden Morgen erkunden wir erst ein wenig das Staedchen und nehmen dann einen Bus in den Nachbarort Achao. Das verschlafene Oertchen liegt malerisch am Meer und sieht nicht so aus, als saehe es viele Touristen. Die Hauptattraktion, wenn man es so nennen moechte, ist die angeblich nur aus Holz gebaute Kirche, die ohne Naegel lediglich von hoelzernen Zapfen zusammengehalten wird.
Leider ist die Kirche geschlossen und wir setzen uns einen Moment auf den Platz gegenueber und geniessen die Sonne, die mittlerweile am aufgeklarten Himmel steht.
Vor der Kirche wartet eine Gruppe Chilenen, die offenbar auch in die Kirch moechten. Als wenig spaeter ein schrulliger Typ in lila Fleece und Wanderstiefel hinzu kommt betritt die Gruppe ueber einen Seiteneingang die Kirche. Wir schliessen uns an und gehen ebenfalls hinein. Waehrend wir noch dabei sind, ein paar Bilder vom Interieur zu machen, nimmt die Gruppe aus Erwachsenen und einem Schwung Kinder im vorderen Teil der Kirche Platz und wir setzen uns ebenfalls, gespannt, was jetzt passiert.
Da kommt der schrullige Mann aus einer Seitentuer, das lila Fleece gegen ein weisses Tallar getauscht, zieht sich einen Stuhl gegenueber der ersten Reihe von Baenken und beginnt seinen Gottesdienst. Mal locker auf dem Stuhl zurueckgelehnt, mal die Ellenbogen auf den Knien abgestuezt liesst er aus der Bibel und erklaert der anwesenden Gemeinde die Bedeutung des Texts.
Bald stellt sich heraus, dass hier die kleine Joana Maria getauft wird.
In seiner eigenen Liturgie geht der Priester mit der Gemeinde szmbolisch zur Kirchentuer, sprich dort einige Worte kehrt dann wieder zum Chor zurueck. Dann laesst er einen etwas aelteren Jungen aus der Gemeinde einen kleinen Text vorlesen.
Irgendwann werden wir, die Freunde aus Alemania dann auch noch noch angesprochen, als der die Gemeinde rethorisch fragt, ob sie der Taufe zustimmen.
Wir bleiben bis zum Schluss, gratulieren den Eltern und streicheln die kleine Joana Maria bevor wir den Bus zurueck nach Castro nehmen.

Freitag, 7. Dezember 2007

Volcano Villarrica

6:30, der Wecker geht. Es ist kalt in unserem Zimmer, aber es hilft nichts. Durch das Fenster faellt bereits das graublaue Licht des fruehen morgens. Und als ich nach draussen blicke sehe ich ihn, unser Ziel fuer den heutigen Tag: Den Volcano Villarrica. Majestaetisch erhebt er sich ueber die umliegenden Huegel und sein schneebedeckter Gipfel leuchtet im blauen Himmel. Und wie zum Zeichen, dass auch er schon wach ist, schlaengelt sich eine weisse Rauchfahne von seinem Krater hinauf.

Wortlos ziehen wir uns an, packen unsere Sachen zusammen und nach einem kleinen Fruehstueck geht es los. Unsere Gruppe besteht aus sechs Travelern, einem Schweizer, einem Australier, zwei Franzoesinnen und uns beiden. Unsere beiden Fuehrer Oscar und Marcus fahren mit uns im Minibus zum Fuss des Bergs von wo der Aufstieg beginnt.
Frohen Mutes und guter Stimmung machen wir uns auf den Weg und muessen uns fast dazu zwingen langsam, mit stetigem Thempo zu gehen.
Der Himmel ist strahlend blau und die Sonne brennt schon jetzt kraeftig auf uns hernieder. Beim ersten Stop ziehne wir unsere Jacken aus und schmieren uns noch einmal kraeftig mit Sunblocker ein. Dann geht es weiter.

Schon bald zeigt sich, dass es gut ist zwei Fuehrer zu haben. Die beiden Franzoesinnen finden zu ihrem eigenen Tempo und fallen mit Marcus weit zurueck. Aber auch Justin, der Australier tut sich schwer Schritt zu halten.
An der Bergstation des letzten Sessellifts machen wir Fruehstueckspause. Das "Basislager" wimmelt von Travelern und Einheimlischen, die den Aufstieg an diesem Tag mach wollen. Morgen soll das Wetter kippen und es ist starker Regen vorhergesagt.
Justin bleibt am Rastplatz und wartet auf unsere zweite Gruppe. Oscar, Stefan, Niko und ich machen uns an den Aufstieg.
Von hier aus geht es in Serpentinen ein offenes Schneefeld hinauf. Wir fuehren Eisaexte, verzichten aber auch Steigeisen, weil der Schnee doch noch weich genug fuer unsere harten Stiefel ist. Wir versuchen unser Tempo zu finden und den richtigen Mix aus Geschwindigkeit und Schrittweite. Ich probiere was weniger anstrengend ist, die kleinen Schritte im Schnee zu nutzen oder meine eigene Weite zu gehen und jeden Schritt einzeln zu setzen.
Wir sprechen nichts mehr und konzentrieren und nur auf den naechsten Schritt. Einer nach dem anderen bis zur naechsten Kehre. Als ein Tourengeher auf Skier an uns vorbei kommt haelt unser Guide kurz an und unterhaelt sich mit dem Mann. Er ist vielleicht 60, scherzt mit Oscar und laeuft dann weiter. Wir setzen uns wieder in Bewegung und muessen ernuechtert feststellen, wie der Tourengeher seinen Vorsprung immer weiter ausbaut. Es ist schwer wieder in den richtigen Trott zu kommen. Meine Beine brennen, und meine Waden zucken von der Belastung immer wieder mit den Zehen Halt zu finden.
An einer Stelle, den der blaues Gletschereise zum Vorschein kommt, passieren wir eine grosse Gruppe bei der Rast, um selbst 100 Hoehenmeter weiter oben eine Pause einzulegen. Wir sind jetzt auf 2.400m nur noch 400m vom Kraterrand entfernt. Oscar meint, in 1:20h seien wir da. Der Gedanke ist zugleich Ansporn und niederschmetternd.
Von unserer zweiten Gruppe ist nichts zu sehen und Oscar ruft ueber Funkgeraet den anderen Fuehrer Marcus.
Als die grosse Gruppe, die wir vor einer halben Stunde passierten fasst zu uns aufgeschlossen hat, setzen wir unseren Aufstieg fort. Es ist unendlich schwer, die mueden Beine wieder in Bewegung zu bringen und wieder in den gleichfoermigen Rythmus zu finden, der einen wie im Trance vorwaerts traegt. Wir kaempfen uns ueber eine Kante und stehen nun dem letzten Anstieg gegenueber. Es ist kalt, der Wind schneidet uns ins Gesicht als wir die letzten Meter in Angriff nehmen. Als der grauschwarze Schnee Geroell aus Tuff und Lava weicht wissen wir, dass es nicht mehr weit ist.
Und dann stehen wir oben, am Kraterrand, um uns herum dampft es. Mit letztem Atem stosse ich einen Freudenschrei aus, aber er wird kaum erwidert.


Nach einer kurzen Rast legen wir unseren Atemschutz an und erkunden den Kraterrand.
Ueberall dampft es, die Felsen sind gelb von Schwefelablagerungen. Ohne Maske beisst der Dampf in Nase und Rachen, an den Rand kann man nur mit Atemschutz gehen. Wir schiessen ein paar Bilder von der atemberaubenden Aussicht. In der Ferne ist der Vulkan Lanin in Argentinien zu sehen.


Nach einer ausgiebrigen Brotzeit machen wir uns auf den Rueckweg. Wir haben fast fuenf Stunden hinauf gebraucht, und das Wetter ist bereits am Kippen. Decke Wolken ziehen das Tal hinauf und verhuellen bereits Teile des tieferliegenden Terrain, das wir auf unserem Abstieg durchquerren muessen.
Der Abstieg braucht deutlich weniger Kraft, aber immer wenn man sich hiervon zu einem Moment der Unachtsamkeit verfuehren laesst gleitet man leicht aus und muss eine Axt benutzen um wieder Halt zu finden und aufzustehen.
Endlich kommen wir an einen weiten Hang, in den bereits Rinnen in den Schnee gezogne sind, die schnurstracks nach unten fuehren. Wir legen Arschleder an, mit Gurten an Huefte und Beinen fixiert und rutschen dann auf dem so geschuetzten Hosenboden den Hang hinunter. Ploetzlich sind wieder alle Lebensgeister in uns. Solche Passagen nehmen wir derer vier oder fuenf bis wir das letzte Stueck zu Fuss zuruck zu unserem Van gehen muessen.


Muede und ausgepowert erreichen wir unseren Bus, aber beseelt von dem Rausch des Gipfels und unserem erfolgreichen Gang.

nach unserer Rueckkehr ins Hostal trinken wir noch alle gemeinsam mit unseren Fuehrern ein Bier. Dann gehen wir duschen.
Spater gehen tanken wir mit zwei saftigen Steaks neue Kraft bevor wir dann totmuede ins Bett fallen.

Dienstag, 4. Dezember 2007

Valparaiso und Vina del Mar

Gestern hatten wir dann genug von Santiago gesehen und haben uns in den Bus nach Valparaiso gesetzt. Schon abgefahren da, wie der Ort auf ueber 40 Huegel gebaut wurde. Und damit man da leichter rum kommt haben sie einen ganzen Schwung Schraegaufzuege eingebaut. So aehnlich wie in Lausanne, nur vielleicht 10 mal so viele.
Wir waren ja schon etwas "vorgewarnt". Zum einen schreiben sie im Footprint und den anderen Guides, dass da geklaut wird und es vor allem auf den Cerros oben drauf gefaehrlich sei. Zum anderen wurden ja meine Eltern genau hier, auf dem Weg so einen Cerro hoch damals ueberfallen. Niko und ich auf der Hut und versucht keinen Scheiss zu machen. Meinen Klopper aus Thailand hatte ich auch am Guertel. Und irgendwie kam es uns so vor, als wuerden uns die Leute etwas verschlagen mustern. Und dann hat uns eine Frau beaeugt, wie wir da standen und die Aussicht genossen und uns angeboten von ihrer Terrasse ein Foto zu machen. So kann man daneben liegen!
Zu mittag waren wir in einem coolen Restaurant hoch oben ueber der Stadt mit einer Terrasse mit phantastischer Aussicht.
Dann sind wir noch zu einem Abstecher rueber nach Vina del Mar. Dort haben wir aber nur das Casino gesehen und im Obergeschoss eine kleine Messe fuer allerlei Medizin und medizinische Instrumente mitgenommen. OK, eigentlich vor allem die kostenlosen Heappchen, Getraenke und Eis.
Zurueck in Santiago mussten wir uns ganzschoen sputen, um unseren Kram im Hostal zu holen und zum Bus zu kommen. Das haben wir dann auch auf die Minute gerade noch geschafft. War dann aber eine coole Fahrt mit einem der legendaeren Pullmann Schlafbusse mit Sitzen wie in der Business Class. Sehr cool.
Heute sind wir in Pucon im Lake District angekommen. Nettes kleines Oertchen. Von hier wollen wir morgen den Vulkan Villarica besteigen. 2.800m. Bin mal gespannt, da wird uns bestimmt ganzschoen die Pumpe gehen!
Aber nachher geht's erst noch bisschen Canopying. Da schwingt man sich an Seilen durch die Wipfel der Baeume und ueber Abgruende und so.
Mehr dann spaeter.

Montag, 3. Dezember 2007

He llegado en Santiago

Nach knapp fuenf Studen Schlaf hat heute morgen dann der Wecker gebimmelt.
Ich sag euch: Hoelle, Hoelle, Hoelle!
Schnell duschen, rasieren, anziehen. Da klingelt auch schon das Telefon, mein Fahrer sei hier. Cool!
Der Flug nach Santiago ging alles gut. War sogar ne Stunde kuerzer als gedacht, weil momentan zwischen Argentinien und Chile keine Zeitverschebung ist. Die einen Haben Sommerzeit, die andern nicht so so.
Am Flughafen hab ich de Niko nicht gefunden, also bin ich nach einer Weile mit nem Shuttlebus zu unserem Hostal. Und da war er dann auch und hat gewartet.
Heute bisschen in Santiago unterwegs gewesen. Ganz nett, wenn auch nicht sehr spektakulaer. Aber morgen geht's dann schon nach Valparaiso und dann weiter in den Lake District.

Sonntag, 2. Dezember 2007

Start auf die unkonventionelle Art

Das nenne ich mal einen unkonventionellen Start!
Da rackere ich mich noch ab, dass ich am Freitag noch moeglichst alles hin bekomme, klappt aber nicht. Gestresst fallen eine Reihe Sachen hinten runter.
Aber Christina ist um halb acht da und hilft mir noch bei den letzten Sachen. Und vor allem faehrt sie mich an den Flughafen.
Dort erfahre ich, dass der Flug hoffnungslos ueberbucht ist und ich noch auf stand by bin. Aber ich koennte auch freiwillig am Tag drauf fliegen und dafuer 700 Euro Reisegutschein oder 600 Euro Cash nehmen. Ich entscheide mich fuer`s Cash.
Ich fahren dann mit dem Taxi auf Hansakosten in die Stadt und treffe mich mit Christina zwei Freunden.
Am naechsten morgen dann an den Flughafen und ab nach Buenos Aires (statt Sao Paulo). Von dort soll`s mit der LAN Peru weiter nach Santiago de Chile gehen.
13,5h spaeter bin ich auch schon hier. Nur: Bis ich durch die Einwanderung bin und mein Gepaeck habe ist mein Weiterflug zu und ich bleibe hier.
Aber die Damen im Lufthansabaero waren sehr nett und haben mich auf einen Flug morgen frueh um 7:30 gebucht und mich fuer die Nacht im Hilton beim Rathaus von BsAs gegenueber einquartiert. Nette Huette!
Nur der Niko steht seit heute mittag in SCL am Flughafen und wartet auf mich.
Ich erreiche ihn nicht auf seinem Haendi und mein`s funktioniert hier in Argentinien nicht. Brauche wohl eine SIM von hier.
Naja, jetzt hau ich mir wohl noch ein Steak auf Lufthansakosten rein, auch wenn ich keinen Hunger habe und dann geh ich in`s Bett. Ist (hier) zwr erst 23:00, aber gefuehlte 4 und um 5 ist die Nacht rum, denn um 5:30 holen sie mich ab, damit ich meinen Flieger bekomme.
Mehr dann aus Santiago de Chile.